8. Wertsteigerung durch Zertifizierungen: Welche Agile Zertifizierungen passen zu deinen Trainingszielen?
Entscheide, ob eine Zertifizierung Teil des Trainings sein soll. Dies kann für Teilnehmer motivierend sein und den Wert des Trainings erhöhen. Die Art der Zertifizierung hängt von den Trainingszielen und dem gewählten Institut ab. Die wichtigsten Zertifizierungs-Organisationen sind die Scrum Alliance, scrum.org und Certified by Agile Academy.
8.1 Welche Zertifizierungen gibt es?
Im Agile-Bereich gibt es verschiedene Zertifizierungsansätze, die sich in Struktur, Kosten und Lernphilosophie unterscheiden. Die Wahl hängt von euren Trainingszielen, Budget-Rahmenbedingungen und der gewünschten Tiefe der Kompetenzentwicklung ab.
Certified by Agile Academy
Agile Academy hat gemeinsam mit internationalen Experten und Partnern ein Zertifizierungsprogramm entwickelt, das sich in mehreren Punkten von etablierten Ansätzen unterscheidet.
Struktur und Kostenmodell
Die Zertifizierung basiert auf einem Lifetime-Modell ohne Verlängerungsgebühren. Nach einmaliger Investition bleibt die Zertifizierung unbegrenzt gültig. Das ermöglicht langfristige Budgetplanung ohne wiederkehrende Kosten.
Drei-Stufen-Modell zur Kompetenzentwicklung
Das Programm ist als progressiver Lernpfad aufgebaut:
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Level 1 – Understand: Wissensvermittlung und Konzeptverständnis. Geprüft wird durch einen Online-Test (ca. 30 Fragen) mit unbegrenzten Wiederholungsmöglichkeiten. Der Fokus liegt auf Lernen, nicht auf Prüfungsangst.
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Level 2 – Apply: Nachweis der praktischen Anwendung. Teilnehmende reichen ein Evidence Pack ein (1-2 Seiten Fallbeschreibung, Artefakte aus der Praxis, Peer-Feedback). Das dokumentiert reale Projekterfahrung.
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Level 3 – Teach: Befähigung zur Wissensvermittlung. Teilnehmende erstellen ein Portfolio ihrer Coaching-, Trainings- oder Facilitationsarbeit mit Wirkungsnachweisen und Endorsements. Das qualifiziert sie als interne Multiplikator:innen.
Jede Stufe basiert auf transparenten Bewertungskriterien (Rubrics), die vorab einsehbar sind.
Abdeckung und Skalierung
Das Zertifizierungsprogramm umfasst:
- Rollen: Scrum Master, Product Owner, Agile Leadership, Product Leadership, Agile Coaching
- Methoden: Scrum, Kanban, Design Thinking, OKRs, Agile Scaling, Agile UX, Psychological Safety, Agile Facilitation, Agile Transformation, und weitere
Die Struktur erlaubt es, ein einheitliches Kompetenzmodell über verschiedene Organisationsebenen hinweg aufzubauen – von Team-Level (z.B. Scrum Master) über Organisationseinheiten (z.B. Agile Leadership) bis zur Gesamtorganisation (z.B. Agile Strategy).
Integration mit Lernformaten
Die Zertifizierung lässt sich über verschiedene Wege erreichen:
- Selbststudium via E-Learning-Plattform
- Live-Training (remote oder vor Ort)
- Blended-Learning-Formate
Die meisten Live-Trainings werden als 5-in-1-Bundle angeboten, das Training, Online-Kurs (Lifetime-Zugang), E-Learning-Membership (1 Jahr), KI-Coach Henrik (1 Jahr) und Community-Zugang (lebenslang) kombiniert. Das erweitert die Lernreise über den Workshop hinaus.
Für größere Organisationen gibt es Campus, eine skalierbare E-Learning-Lösung für Teams und Abteilungen.
Vergleichspunkte für HR-Entscheidungen
Aus HR- und L&D-Perspektive sind folgende Aspekte relevant:
- Kostenstruktur: Einmalige Investition vs. wiederkehrende Kosten über Jahre
- Kompetenztiefe: Wissenstest vs. mehrstufiger Nachweis mit Praxisanwendung
- Multiplikatoreneffekt: Zertifizierung auf Level 3 schafft interne Trainer:innen und Coaches
- Organisationsweite Standards: Ein System für verschiedene Rollen und Methoden vs. separate Zertifizierungen pro Framework
- Lernwege: Flexibilität zwischen Selbststudium und Live-Training
Weitere Zertifizierungsanbieter im Überblick
Scrum Alliance
Scrum Alliance bietet Zertifizierungen wie Certified ScrumMaster (CSM) und Certified Scrum Product Owner (CSPO) an. Die Zertifizierung erfolgt ausschließlich über akkreditierte Live-Trainings (in der Regel 2 Tage).
Kostenstruktur: Training-Kosten variieren je nach Anbieter (ca. 1.200-2.000 EUR). Zusätzlich fallen alle zwei Jahre Erneuerungsgebühren an (ca. 100-150 USD), verbunden mit dem Nachweis von Scrum Education Units (SEUs).
Kompetenznachweis: Die Zertifizierung wird nach Teilnahme am Training und Bestehen eines Online-Tests vergeben. Der Fokus liegt auf Scrum-Framework-Kenntnissen.
Marktanerkennung: Scrum Alliance-Zertifikate sind seit Jahren etabliert und werden von vielen Arbeitgebern anerkannt.
Scrum.org
Scrum.org bietet Zertifizierungen wie Professional Scrum Master (PSM) und Professional Scrum Product Owner (PSPO) in verschiedenen Leveln an.
Kostenstruktur: Die Kosten beziehen sich primär auf die Prüfungsgebühr (ca. 150-250 USD je nach Level). Training ist optional und nicht verpflichtend.
Kompetenznachweis: Die Zertifizierung erfolgt über einen Online-Test (80 Fragen, 85% Erfolgsquote erforderlich). Es gibt keine Erneuerungspflicht – einmal bestanden, bleibt die Zertifizierung gültig.
Lernansatz: Scrum.org stellt kostenlose Lernressourcen zur Verfügung. Der Weg zur Zertifizierung liegt primär im Selbststudium. Training kann hinzugebucht werden, ist aber nicht obligatorisch.
Marktanerkennung: Besonders PSM II und PSM III genießen in der Community hohes Ansehen aufgrund des anspruchsvollen Prüfungsniveaus.
Orientierungshilfe für die Auswahl
Die Wahl der Zertifizierung hängt von mehreren Faktoren ab:
Für Einzelpersonen:
- Wird eine bestimmte Zertifizierung vom Arbeitgeber oder Markt gefordert?
- Welcher Lernstil passt am besten (strukturiertes Training vs. Selbststudium)?
- Ist ein langfristiger Entwicklungspfad gewünscht (Level 1-3) oder eine Basiszertifizierung ausreichend?
- Welche Kosten sind über 5-10 Jahre zu erwarten (einmalig vs. wiederkehrend)?
Für Organisationen:
- Soll ein einheitliches Kompetenzmodell über verschiedene Agile-Rollen hinweg etabliert werden?
- Ist die Entwicklung interner Multiplikator:innen ein Ziel?
- Welche Budgetplanungssicherheit ist erforderlich (einmalige vs. wiederkehrende Kosten)?
- Soll Zertifizierung eng mit fortlaufendem Lernen (E-Learning, Coaching) verknüpft werden?
Kombinationsansätze
Viele Organisationen kombinieren verschiedene Zertifizierungsansätze: etablierte Markt-Zertifikate für externe Sichtbarkeit und umfassendere Programme für interne Kompetenzentwicklung. Diese Strategie berücksichtigt sowohl Marktanforderungen als auch langfristige Entwicklungsziele.