Für welche Projekte ist Agile am besten geeignet?

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Sohrab Salimi

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Kürzlich wurde ich gefragt, welche Art von Projekten am besten für agile Prozesse geeignet sind. Meiner Ansicht nach sind es solche mit knappen Fristen, einem hohen Maß an Komplexität und einem hohen Maß an Neuartigkeit (Einzigartigkeit). Man sollte agile Methoden nutzen, wenn man etwas Neues macht bzw. wenn es für das jeweilige Team neu ist. Wenn das Team etwas schon viele Male gemacht hat, muss es dafür wahrscheinlich nicht auf agile Methoden zurückgreifen.

An diesem Punkt kommen Parallelen zur verarbeitenden Industrie auf. Wenn man jeden Tag das gleiche Auto baut, kennt man bald alle Feinheiten, die damit zusammenhängen. Man benötigt keinen agilen Ansatz, weil die Situation nicht neu ist. Neuartigkeit alleine bedeutet aber auch noch nicht, dass man einen agilen Prozess verwenden sollte.

3 Faktoren agiler Projektplanung

Vor Kurzem habe ich in einem chinesischen Restaurant zu Mittag gegessen. Die Vorspeise bestellte ich „extra würzig und mit Jalapeños.” Das war sicherlich das erste Mal, dass sie dieses Gericht genau so zubereiteten und damit war es eine Neuheit, also einzigartig. Trotzdem schmeckte es wunderbar und da ich in die Küche sehen konnte, war ich mir sicher, dass sie dazu weder ein Daily Standup noch die testgetriebene Entwicklung (Test-Driven Development, TDD) brauchten. (Vielleicht habe ich einige Kanban-Elemente erkennen können 😉 ) Zusätzlich zur Neuartigkeit muss ein Projekt auch ein gewisses Maß an Komplexität aufweisen und das letzte Element, dass ein Projekt für Agile passend macht, ist die Dringlichkeit. Die Arbeitsintervalle und Iterationen bei einem agilen Ansatz sind so konzipiert, dass sie die Intensität und den Fokus während eines Projekts aufrechterhalten. Wenn es bei einem Projekt keine Dringlichkeit gibt, ist das unnötig.

Schauen wir also, wie sich diese drei Faktoren (Dringlichkeit, Komplexität, Neuartigkeit) bei verschiedenen Projekten zusammensetzen. Wir beginnen natürlich mit Softwareprojekten. Softwareprojekte und agile Methoden passen perfekt zusammen, denn diese Projekte sind bekannterweise äußerst komplex. Jedes Softwareprojekt ist ein neues Unterfangen und in der heutigen Welt ist sowieso fast alles irgendwie dringend.

Aber schauen wir uns noch eine weitere Situation an, in der immer öfter Scrum angewendet wird: beim Heiraten. Jedes Jahr höre ich von mehreren Paaren, die ihre Hochzeit mit Hilfe von Scrum geplant haben. Es gibt immer einen Backlog für die Hochzeit – Kuchen kaufen, den Fotografen auswählen, Einladungen verschicken, Kleid aussuchen usw. Wie sieht es hier mit meinen drei oben genannten Faktoren aus? Dringlichkeit? Check! Es gibt immer eine Deadline und die ist normalerweise ziemlich fix. Komplexität? Nun, vielleicht ist eine Hochzeit nicht ganz so komplex wie ein Softwareprojekt aber dafür gibt es dort ganz eigene Faktoren, die oft mit nichtfunktionalen Anforderungen zu tun haben, wie beispielsweise ein festes Budget, wer neben wem sitzt, welches Essen serviert wird und ob die Band des Cousins auf dem Empfang spielen soll etc. Neuartigkeit? Klar. Die meisten Menschen heiraten nicht so oft, dass das Planen eines solchen Events zur Gewohnheit werden könnte.

Fazit: Für welche Projekte ist Scrum und Agile geeignet?

Agile ist am besten für dringende Projekte mit einem gewissen Maß an Komplexität und Neuartigkeit geeignet und das beinhaltet Softwareprojekte und Hochzeiten. Allerdings könnte man sich fragen, ob der Kuss am Ende der Zeremonie ein Product Backlog Item oder ein Teil der erfüllten Kriterien des Gesamtprodukts ist…

Dieser Text stammt aus dem Blog von Mike Cohn und wurde von uns ins Deutsche übersetzt.

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