Der Unterschied zwischen GASPs und Scrum Regeln

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Mike Cohn

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Versuchsweise habe ich in einigen Diskussionen und Trainings der letzten Zeit einen speziellen Begriff verwendet: GASP (Generally Accepted Scrum Practice). Das bedeutet so viel wie “allgemein anerkannte Praktiken in Scrum”.

Genauer gesagt definiere ich GASPs als Aktivitäten, die von vielen – aber nicht notwendigerweise von allen – Scrum Teams durchgeführt werden. Ein Team, das einer solchen Aktivität nicht nachgeht, kann trotzdem mit Scrum arbeiten. Demnach wäre “mit kurzen Iterationen von max. einem Monat arbeiten” kein GASP. Dies ist eher eine Scrum Regel. Um ein GASP zu sein, muss etwas allgemein als gute Idee angenommen werden. In der Praxis versuche ich das so zu erklären, dass jedem Scrum Team diese Praktiken bewusst sein sollten, aber dass einige Teams aus gewissen Gründen darauf verzichten dürfen. Häufig entscheiden sie sich stattdessen für etwas sehr Ähnliches.

Es kommt auf den Kontext der Regeln an

“Nach jedem Sprint ein Sprint Review durchführen” wäre für mich eher ein GASP als eine Regel. Kann ein Team mit Scrum arbeiten, wenn es auf ein Sprint Review Meeting verzichtet? Ja, und ich glaube das kommt immer häufiger vor. Mehr und mehr Teams haben eher kleinere Reviews je nach Bedarf als nur ein großes Meeting am Ende eines Sprints. Ein Team, das eine Internetseite entwickelt, kann nach der Fertigstellung jeder einzelnen User Story ein kurzes Review mit dem Product Owner abhalten und dann direkt die neue Funktionalität der Seite umsetzen. Ist das jetzt grundsätzlich besser oder schlechter als ein einziges Sprint Review Meeting am Ende des Sprints? Das kann ich so genau nicht sagen – es kommt immer auf den Kontext an. Jedenfalls würde ich nie behaupten, ein Team arbeite nicht mit Scrum, nur weil es mehrere kleine Reviews durchführt.

“Nach jedem Sprint ein Sprint Review durchführen” ist hier ein GASP, weil das Team die Idee dahinter kennt. Es ist eine gute Idee und viele Teams halten sich daran. In unserem Beispiel dürfen die Teammitglieder aber darauf verzichten und dafür etwas anderes nehmen, das für sie besser funktioniert – aber sie sollten sich der Idee eines Reviews am Ende eines Sprints bewusst sein.

Fazit: Scrum Regeln vs GASPs

Um ein GASP zu werden, muss eine Praktik mehr sein als nur eine vielversprechende Idee. Sie muss von genug Scrum Teams angewendet werden, so dass man sie als “allgemein anerkannt” ansehen kann. “User Stories als Product Backlog Items verwenden” wäre eine solche “allgemein anerkannte Praktik”, denn aus meiner Sicht haben sich User Stories als äußerst geeignet für den Backlog erwiesen. Muss ein Scrum Team also mit User Stories arbeiten? Natürlich nicht. Jedoch denke ich, dass der Gebrauch von User Stories so üblich geworden ist, dass jedes Team zumindest das Konzept davon kennen sollte, bevor es sich für etwas anderes entscheidet.

Wenn ein Team jedoch eine Scrum Regel – im Gegensatz zu einem GASP – nicht befolgt, arbeitet es definitiv nicht mit Scrum.

Dieser Text stammt aus dem Blog von Mike Cohn und wurde von uns ins Deutsche übersetzt.

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